ausstellung: 19.1. – 4.3.2007

eröffnung: donnerstag/thursday 18.1. 19h. queer guided tour 19.30-20h

kuratiert von: renate lorenz

mitarbeit: pauline boudry, wibke straube

künstlerhaus bethanien berlin. studio 1.

mariannenplatz 2. 10997 berlin

mi – so: 14h – 19h

Die Ausstellung beginnt bei den Photographien und Texten der »maid of all work« Hannah Cullwick aus dem viktorianischen London, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden.

Hannah Cullwick putzte nicht nur von früh morgens bis spät abends in den verschiedenen Haushalten, sondern produzierte auch eine Reihe erstaunlicher inszenierter Photographien, umfangreiche Tagebücher und Briefe. Sie war sehr stolz auf ihre »Männlichkeit«, auf ihre Stärke, ihre Muskeln und ihre schmutzigen großen Hände. Ihre Porträts und Selbstporträts, die sie nicht nur als Hausangestellte, sondern auch in »Class Drag« oder »Ethnic Drag« zeigen, waren Teil eines sadomasochistischen Verhältnisses, in das Hannah Cullwick mit Arthur Munby, einem Mann der bürgerlichen Klasse, involviert war. Es waren Elemente von Hannah Cullwicks harter Arbeit im Haushalt, die das Material für die gemeinsamen SM-Szenen abgaben. Arthur Munby dokumentierte auch andere Arbeiterinnen und ihre Arbeit mittels Interviews und Photographien, wobei er besonders die Attribute von Männlichkeit hervorhob: obsessiv bewunderte er die Muskeln der Arbeiterinnen, ihre groben Hände oder ihre kräftige Gestalt.

Entsprechend dieser Verbindung von Sex und Lohnarbeit beschäftigt sich »normal love« mit der machtvollen Rolle von Sexualität im Feld der Arbeit. Die Ausstellung fragt, ob sich die Durchquerung der sozialen Hierarchien von Klasse, Geschlecht und »Race«, die Hannah Cullwick inszenierte und die sie offenbar begehrte, heute im Feld der Arbeit als eine paradoxe Anforderung verallgemeinert hat. Wie werden wir im Feld der Arbeit adressiert? Welche Rolle spielt Sexualität für die »freiwillige« Übernahme langer Arbeitstage oder hierarchisch angeordneter »Plätze«? Was geschieht, wenn diese Plätze durchquert werden, oder: wie lassen sie sich umarbeiten und »queeren«?

Zur Ausstellung erscheint im Verlag b_books Berlin ein Katalog mit Texten von José Esteban Munoz und Renate Lorenz. (Februar 2007)