films
clipclub special: queer-feministische Filmreihe zu Arbeit & Sexualität
kuratiert von Brigitta Kuster und Karin Michalski
in Kooperation mit der Ausstellung ‹normal love›
Screenings im Ausstellungsraum von »normal love«, im Künstlerhaus Bethanien Berlin,
studio 1. Mariannenplatz 2. 10997 Berlin
Sa 20.01.07, 19h: Geschlecht und Sexualität arbeiten
So 21.01.07, 19h: sexual semiotics
Sa 03.03.07, 19h: maids & mistresses
So 04.03.07, 19h: melancholische Arbeit an der Heterosexualität
An vier Abenden zeigt »normal work« Filme und Videos, die den Möglichkeiten und Zumutungen von Sexualität / Geschlecht im Arbeitsalltag nachgehen. Welche (unterschiedlichen) Anforderungen an die Darstellung von Geschlecht werden dort an uns herangetragen und wie ist es möglich, sie zurückzuweisen oder abzulenken? Was ist mit all der ›Arbeit‹, die dabei geleistet wird? Und warum sind bestimmte Verbindungen von Frausein, Heterosexualität, Weiblichkeit, Männlichkeit, Weißsein mit bestimmten Positionen im Feld der Arbeit weiterhin gesellschaftlich dermaßen plausibel?
Die ausgewählten Filme dokumentieren Möglichkeiten der Selbstverortung oder sind selbst Zeugnisse performativer und alltagspraktischer Interventionen - queere Sabotageakte von Normalarbeit. Wie die sexuelle Politik attraktiver Bilder, perfider Tricks oder ironischer Erzählungen die gewohnten Darstellungsweisen umarbeitet, das möchten wir mit eingeladenen Gästen und dem Publikum diskutieren.
Brigitta Kuster & Karin Michalski
Geschlecht und Sexualität arbeiten
Samstag, 20. Januar 2007, 19 h
zu Gast sind die Filmemacher_innen/ Künstler_innen Oreet Ashery und
Del LaGrace Volcano
Ein eindeutiges Geschlecht darstellen zu müssen, einer heteronormen Sexualität entsprechend agieren zu sollen und zudem noch die dabei auftretenden Widersprüche oder Unvereinbarkeiten zu bewältigen, kann einen ziemlich großen Stress bedeuten. Es erfordert einen Aufwand, der nicht unähnlich einer Arbeit funktioniert. Dieser kann als Qualifikation am Arbeitsplatz abverlangt werden – oder auch eine Unternehmung sein, die von ihrem de-normalisierenden Kapital zehrt, die »queert«, kraftvolle Überschüsse erzeugt oder auch einfach Spaß macht.
Audition Tape. Benny Nemerofsky Ramsay, CDN 2003, 8 min.
In Audition Tape stellt sich Benny Nemerofsky Ramsay, nach seiner Selbstbeschreibung schwul, weiß, 29 Jahre, gute Singstimme, vor die Kamera, um sich auf einen Job bei der russischen Teen-Girl-Pop-Band t.A.T.u. zu bewerben. Ein Tape, in dem sich Geständnis, Identifikation und Erinnerung zu einem neuen Format verweben: Mainstreamkultur, politische Geschichte und sexuelle Politik werden als Anrufungen sichtbar, in die der individuelle Wunsch nach Anerkanntwerden und Erfolghaben verstrickt ist. Tatu. Anna Margarita Albelo, F 2003, 3 min.
Und nochmals t.A.T.u., mit dem Song »All the Things She Said«, als mitreissende Stage-Performance und bissige Aneignung des Mainstreambildes eines lesbischen Teenie-Couples. »Diese Performance war eine Umarbeitung des t.A.T.u.-Videos, das wegen des lesbischen Kusses (der nun wirklich keine große Sache war) einen Skandal erzeugte! Ich dachte, wenn man sich küsst – dann sollte man dies LANGE machen!! Und dann natürlich auch: Weg von der Opferposition und nieder mit dem Zaun!!« (Anna Margarita Albelo)
Im Prinzip haben wir nichts gegen Mädchen. Riki Kalbe, Theo Kondring und Gunter Stallmann, D 1975 / 76, 13 min.
Die Protagonistin Ela besucht die Berufsschule für arbeitslose Mädchen in Berlin. »Als Kind hamse mir immer einjeredet, ick soll Friseuse werden.« Aber Ela will »Maler werden« – ein Wunsch, der sich auch gegenüber den Vorstellungen der Malermeister und des Verwaltungsdirektors Müller beim Arbeitsamt behaupten muss. Ela: »Aber wenn so'n Typ ankommt, der is die Hälfte von icke. Und wenn ick tief einatme, dass der mir quer vor de Lunge kommt – ja, der kriegt ne Lehrstelle. Is ja ooch n Junge, ne! Is wat janz anderet.«
Gender Queer. Qu'est-ce que c'est? Del LaGrace Volcano und
Cara Lavan, GB 2005, 5 min.
»Mit Kamera und Mikrofon sucht Del in den Straßen Londons nach einer Person, die beweisen kann, dass sie wirklich ›Mann‹ oder ›Frau‹ ist. Fünf vergnügliche Minuten mit beidem: vorhersehbaren Antworten und zumindest einer großen Überraschung.« (Del LaGrace Volcano)
queering work. Karin Michalski und Sabina Baumann,
D / CH 2007, 13 min.
»Wie lassen sich die diversen Normsetzungen von Geschlecht, Sexualität und ›whiteness‹ an Arbeitsplätzen beschreiben? 12 Interviewpartner_innen erzählen von ihren Erfahrungen mit ›Arbeit‹ und ihren queeren Strategien darin.« (Karin Michalski / Sabina Baumann)
Marcus Fisher's Wake. Oreet Ashery, GB 2002, 18 min.
»[…] So wurde mein angeborenes Alter Ego, Marcus Fisher, zur Welt gebracht. ›Mar-Cus‹ bedeutet im Hebräischen ›Mr. Cunt‹. Das Gefühl, ›nach Hause zu kommen‹, das ich mit meiner Bindung an Marcus verknüpfte, hängt nicht in erster Linie mit meiner eigenen Sexualität oder dem Wunsch, ein Mann zu sein, zusammen. Es ist kulturspezifisch. Es ist meine Weise, sichtbar jüdisch zu sein. Es ist mein Zugang zum Judentum. Wenn ich mein mögliches Jüdischsein ausagiere, dann kann es genauso gut ein männliches sein – denn darin liegen Freuden und Vorrechte begründet.« (Oreet Ashery) Die in dem Film erzählten Episoden aus dem Leben der Figur »Marcus Fisher« loten die Grenzen von queering und othering aus und konfrontieren mit Vereindeutigungen, die üblicherweise eine Lesbarkeit geschlechtlicher, sexueller, religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit herstellen. Damit stellt der Film indirekt die Frage nach der gesellschaftlichen Vereinbarkeit einer queeren und jüdischen Position.
sexual semiotics
Sonntag, 21. Januar 2007, 19 h
zu Gast ist die Filmemacherin / Künstlerin Kai Kaljo
Wie ein Alphabet müssen Weiblichkeiten und Männlichkeiten eingeübt werden, damit sie an bestimmen Arbeitsplätzen ›gut‹ arbeiten können. Sexual semiotics versammelt eine Reihe kürzerer Videoarbeiten, die sexuelle Institutionen oder Phantasien thematisieren. Welche Rolle spielt die Sexualität für diese profitable Lehre des Geschlechts bei der Arbeit?
Semiotics of the Kitchen. Martha Rosler, USA 1975, 6 min.
Vertraute Handgriffe mit Küchengegenständen werden in einer alphabetischen Grammatik von Aggression bis Wut neu gefügt und richten sich amüsiert-bedrohlich gegen normalisierende Projektionen auf ein häusliches Alltagsleben.
Semiotics of the Bitchin'. K8 Hardy und Therine Youngblood,
USA 2001, 8 min.
Ein Grrl-Remake des legendären feministischen Videos von Martha Rosler. In Therine Youngbloods eigenen Worten geht es um »einen Werkzeugsatz für eine neue feministische Generation, eine Anleitung zur Revolution im Schlafzimmer«.
Hole. Sterling Ruby, USA 2002, 1.46 min.
Eine Szenerie mit zwei Verkaufsangestellten, mit der repetitiven Verrichtung beschäftigt, Ware in einem Loch in der Wand zu verstecken.
The Heroine of Post Socialist Labour. Mare Tralla, EST / UK 2004, 3.55 min.
»Während der Sowjet-Zeit wurden Frauen als Heldinnen der Arbeit gefeiert: Melkerinnen, Traktorfahrerinnen, Fabrikarbeiterinnen etc. Weibliche Aspekte des Alltagslebens wurden damals oft übersehen. So überrascht es nicht, dass Frauen in den neuen unabhängigen und kapitalistischen Gesellschaften in Osteuropa von der Vorstellung weiblicher Schönheit besessen sind. Die ›arbeitenden‹ Frauen, die den Körper und das Aussehen ähnlich eines Supermodels erzielen, sind die neuen post-sozialistischen Arbeitsheldinnen. In meinem Video betrachte ich diese neue Arbeit ironisch und vergleiche sie mit den alten Heldinnen der Arbeit, um zu sehen, ob sie beide gleich mühevoll und beschwerlich sind.« (Mare Tralla)
Mutiny. Abigail Child, USA 1982, 11 min. Eine Montage von Found Footage und inszenierten Szenen, in denen Frauen sprechen, tanzen, kochen, singen, am Arbeitsplatz sind, zu Hause, auf der Straße, in der Schule oder beim Sport. Der schwindelerregende Lärm einer biopolitischen Produktivitätsmaschine, auf deren vergeschlechtlichten Scharnieren von Ausdruck, Pose und wiederholten Gesten das besondere Augenmerk dieses Aufruhrs liegt.
Working girl. Corine Stübi, D 2004, 5 min.
Stereotype Verkörperungen und Gesten einer Sekretärin, Go-go-Tänzerin, Friseurin, Lehrerin, Mutter, Ärztin, Fleischerin, Masturbatorin oder Krankenschwester. Das »working girl« wird hier als eine Art Maschine dargestellt, die eine standardisierte und konsumierbare Ware herstellt: Frausein. Das Hyperfunktionale und Roboterhafte birgt aber auch mögliche Verfehlungen – Disfunktionen, die sich gerade aus dem restriktiven Charakter der Anforderungen ergeben. The Adventures of a Nurse. Eleanor Antin, USA 1976
Eleanor Antin tritt in dieser melodramatisch-komischen Soap über weibliche heterosexuelle Unterwerfungsfantasien als Darstellerin in Krankenschwesterkluft auf und spricht alle beteiligten Rollen – dargestellt als Papierfiguren – selbst. Eleanor Antin sagt über sich selbst, sie beschäftige sich in ihren Arbeiten mit »the slippery nature of self«.
Domestic Violence. Kai Kaljo, EST 2001, 15 min.
In drei Einstellungen führt Kai Kaljo Beziehungs-Rituale vor. Erstens: Kai Kaljo sitzt mit ihrem Sohn auf einem Sofa und versucht, Nähe zu ihm herzustellen. Zweitens: Kai Kaljo bindet ihren Ex-Mann am Bett fest und stellt ihm Fragen zu der vergangenen Beziehung. Drittens: der Sohn, allein auf dem Sofa, streichelt eine Ratte.
Sometimes the Dress is Worth More Money than the Money. Tracey Emin, GB 2000, 4 min.
Tracey Emin flieht in einem traditonellen Brautkleid mit angehefteten Geldscheinen durch die dürre Trockenheit einer zypriotischen Landschaft zu dem Soundtrack des Westerns »The Good, the Bad and the Ugly«. Tracey Emin beschreibt den Film als »… eine Kindheitsfantasie. Ich sah das Hochzeitskleid im Schaufenster… und Schuhe und Blumen… Ich musste damit einen Film machen. Der Ladeninhaber dachte bestimmt, dass es sich um eine Zwangshochzeit handelt.«
A Loser. Kai Kaljo, EST 1997, 1 min.
Eine Frau, die Künstlerin selbst, spricht in die Kamera. Sie macht Aussagen über ihren (Arbeits)Alltag, die jeweils von einem eingespielten Lachen kommentiert werden.
maids & mistresses
Samstag, 3. März 2007, 19 h
zu Gast ist die Filmwissenschaftlerin Marie-Hélène Gutberlet
Die scheinbar historischen Figuren der ›maid‹ und der ›mistress‹ suchen soziale und sexuelle öffentliche Fantasien nach wie vor heim. Dieses Programm möchte einen queerenden Blick auf die post / koloniale (Beziehungs)Arbeit werfen, die in diesem von Machtunterschieden, Gewalt, Abhängigkeit, Versorgung und Begehren geprägten Verhältnis geleistet wird.
Night Cries: A Rural Tragedy. Tracey Moffatt, AUS 1990, 19 min.
Sarkastisch inszeniert in der Kulisse der sozialen Einsamkeit des australischen Outbacks treten in diesem filmischen Kammerstück eine gebrechliche alte und eine sie pflegende junge Frau auf. Es ist eine Horrortragikomödie häuslicher Handgriffe, stummer Geräusche und lärmender Arbeit an der Liebe wie an der Abhängigkeit. Night Cries erzählt von einer Beziehung, die von der australischen Nationenbildung und der dabei bis in die 1970er Jahre praktizierten Zwangsassimilation der »Aborigines« geprägt ist und kann auch als eine zugespitzte Kritik am kolonialistischen ethnografischen Film verstanden werden, der sich üblicherweise einer naturalistischen Dokumentarfilmsprache bedient.
Filme der Familie Sanders. Amateurfilme,
Niederländisch-Indien 1932-1937, eine Auswahl
Die niederländische Familie Sanders, die in den 1930er Jahren in der Kolonie Niederländisch-Indien (dem heutigen Sumatra) eine Goldmine betrieb, hinterliess über 17 Amateurfilme über ihren dortigen Lebensalltag. Unsere Auswahl akzentuiert den Blick auf das Verhältnis zwischen den weißen Herrschaften und dem »In-landsch personeel«, etwa in »Die Bediensteten der Familie Sanders sind allzeit eifrig« von 1935.
»Nicht die niederländische Familie Sanders, sondern ihre Bediensteten stehen im Zentrum dieses Amateurfilms. Alltagsszenen zeigen den Chauffeur beim Vorfahren des Wagens, die übrigen Angestellten beim Blumenstecken, Waschen und bei der Gartenarbeit. […] Die Bediensteten bewegen sich in einem europäisierten Umfeld. Das Untertänige ist hier dem Freundschaftlichen gewichen, wird aber durch die Hochzeitsszene wieder präsent, bei der die Braut gegen ihren Willen ins Bild gerückt ist. Trotzdem, eine Art freundschaftliche Abmachung schwebt in der Kameraführung mit, zumindest eine angedeutete wehmütige Zuneigung der bevorstehenden Abreise nach Europa.« (Marie-Hélène Gutberlet)
Lip. Tracey Moffatt und Gary Hillberg, AUS 1999, 10 min.
Der Film beleuchtet die Rolle, die Hollywood für schwarze Frauen vorsah: »maid / mammy«. Allerdings akzentuiert diese subversive Videocollage vor allem Momente, welche die Hierarchie zwischen den Hausangestellten und ihren Herrinnen mobilisieren, etwa wenn die Lebensfremdheit der weißen heterosexuell-bürgerlichen Weiblichkeit verächtlich kommentiert wird. Eine maid ernennt sich selber sogar zur »sister in crime« und verweigert somit die ihr zugeordnete Position. Oder sie wird zur besten Freundin von Schauspielerinnen wie Elizabeth Taylor, die sich nicht nur zweideutig die Reitstiefel ausziehen lässt, sondern auch ein lustvolles Bündnis gegenüber dem militärisch verknöcherten Ehemann eingeht.
Greetings From Africa. Cheryl Dunye, USA 1994, 8 min.
Cheryl Dunye, Hauptdarstellerin in diesem Kurzspielfim, erzählt von ihrer Suche nach einem Date und gibt dabei ironische Einblicke in ihre Wahrnehmung der US-amerikanischen Lesbenszene der 90er Jahre mit ihren klischierten Projektionen und Begehren. Die vermeintlich harmlose Erzählung ist gespickt mit Anspielungen, die das Verhältnis der weißen High-Femme, »L«, zu ihren schwarzen Liebhaberinnen in den Kontext einer kolonialen Kontinuität stellen.
Forever Bottom! Nguyen Tan Hoang, USA 1999, 4 min.
Diese sexuell explizite und durch die Ton- und Bildcollage auch lustig wirkende Szenenabfolge mit einem schwulen »Bottom« in Aktion – ist ein filmischer Kommentar auf das Stereotyp des »Asian Bottom« und befragt nicht zuletzt das Weiterleben kolonialer Unterwerfung in sexuellen Fantasien und Positionen. »In der westlichen schwulen Subkultur wird Bottom zu sein mit Weiblichkeit, Tuntigkeit, Schwäche und sexueller Unersättlichkeit assoziiert. Jemanden als Bottom zu bezeichnen, kommt einer Herabsetzung und Entwertung seiner Männlichkeit, seiner Möchtegerntyphaftigkeit gleich. Das Tape wirft einen unerbittlichen Blick auf die unstillbare Lust eines Asian male Bottom. Es nimmt den Voyeurismus der Zuschauer_in auf die Schippe, indem es ihn_sie als unsichtbare_n Top positioniert.« (Nguyen Tan Hoang)
melancholische Arbeit an der Heterosexualität
Sonntag, 4. März 2007, 19 h
zu Gast sind die Filmemacherinnen / Künstlerinnen Pauline Boudry & Renate Lorenz ,
Tanja Ostojic sowie die Queer Theoretikerin Jane Ward
Heterosexualität wird in fast jedem Arbeitsverhältnis als ein Verhaltenskodex abverlangt, wobei andere mögliche Verhaltensweisen und Leistungen verleugnet und aberkannt werden. Was tun? In der melancholischen Verhaftung verharren? Sich an der normativen Macht der Heterosexualität aggressiv abarbeiten, oder sie überaffimieren? – Das Programm stellt unterschiedliche Strategien zur Debatte, mit der Norm der Heterosexualität umzugehen.
Why I Never Became a Dancer. Tracey Emin, GB 1995, 7 min.
»Als ich ein Mädchen war, schlief ich mit vielen Männern in meiner Heimatstadt. Ich liebte Sex. Und sie hassten mich dafür. Schließlich brach ich auf zu größeren und wichtigeren Dingen.« (Tracey Emin) Die Erzählerin rekapituliert ihre ersten Sexerfahrungen in ihrem Heimatort Margate. Als Teenagerin glaubt sie, im Sex ein einfaches Glück gefunden zu haben, bis sie ihre eigentliche Berufung entdeckt – das Tanzen. Auf einem großen Wettbewerb erleidet sie das entscheidende Trauma, »weswegen ich nie Tänzerin wurde«: Während ihres Auftrittes skandieren ehemalige ›Liebhaber‹ im Takt der Musik das Wort ›Schlampe‹. Hiernach tritt die Erzählerin erstmals selbst ins Bild und tanzt mitreissend vor und mit der Kamera.
Take Off. Susan Mogul, USA 1974, 10 min.
»Ich drehte Take Off in meiner Atelierwohnung an der Myra Avenue in meinem zweiten Jahr in Los Angeles. Als Mitglied des Feminist Studio Workshop schrieb ich damals einen Essay, der die Darstellung von männlichen Künstlern und ihrer Sexualität mit derjenigen von Künstlerinnen verglich. Vito Acconci war meine Arbeitsvorlage für die männliche Perspektive. Seine Videotapes nahmen mich gefangen, vor allem Undertone, wo er an einem Tisch sitzend vermutlich masturbiert. Dieses Video war ebenso meine endgültige Antwort und mein Kommentar auf Acconci wie auch ein Ausdruck meiner eigenen Sexualität.« (Susan Mogul)
I'll Be Your Angel. Tanja Ostojic, Paris / Venedig / Novi Sad (Serbien) 2001 / 2002, 15 min.
»In I'll Be Your Angel gehe ich mit Herrn Szeemann während der Eröffnungstage [der Biennale] durch Venedig (samt Cocktails, Banketten, Pressekonferenzen). Ich werde als seine natürliche Begleiterin auftreten – als sein Engel. Diese ins alltägliche Leben eingebundene Arbeit wirft mögliche mehrdeutige Narrative auf, die die Figur des / der skandalösen Künstler_in (und des / der Kurator_in) betreffen. Sie ist sowohl eine herausfordernde Einladung wie ein Eingriff und wirft Fragen auf, welche die Machtstrukturen der Kunstwelt betreffen.« (Tanja Ostojic)
Sometimes you fight for the world, sometimes you fight for yourself. Pauline Boudry und Renate Lorenz, D 2004, 5 min.
»Der Film referiert auf einen Film von Jack Smith als einer queer-Aneignung von Exotik und Geschlecht. Und auf einen Song der Band the Flying Lizzards als einer Aneigung des Geschäftlichen der Liebe und des Glamourösen des Geschäfts. Der Film stellt Jack Smith' Bilder von Pflanzen und Blumen in die Geschichte des Kolonialismus, seiner Exotisierungen, seiner Kategorisierun-gen, seiner Codierungen von Männlichkeit / Weiblichkeit, seiner Verbindung von Begehren und Geld.« (Pauline Boudry / Renate Lorenz)
Shinjuku Boys. Kim Longinotto und Jano Williams, GB 1995, 53 min.
Gaish, Tatsu und Kazuki arbeiten als »Gastgeber« im New Marilyn Club im Tokyoer Stadtteil Shinjuku. Der Club wird von Frauen besucht, die sich von den »Gastgebern« unterhalten lassen, wobei einige sich auch frustriert über ihre heterosexuellen Verhältnisse äußern. Auch wenn die drei Protagonist_innen des Films sich alle als »Onnabe« (als Frauen, die als Männer leben) bezeichnen, so macht der Film keine in sich geschlossene Kategorie auf und lässt den Porträtierten in den Gesprächen Raum für ihre jeweils eigene Auffassung von Geschlecht und Sexualität. Thematisiert werden insbesondere auch Beziehungen zu Freund_innen und Kundinnen und die wechselseitigen Verhandlungen von Respekt und Anerkennung.
normal work wird gefördert durch die Kulturverwaltung des Berliner Senats – Künstlerinnenprogramm und ist Teil des bundesweiten Filmfestivals work in progress, ein Projekt der Freunde der Deutschen Kinemathek e.V. gefördert im Programm "Arbeit in Zukunft" der Kulturstiftung des Bundes ( www.fdk-workinprogress.de ).
|